Hacker entschlüsselt Manipulationssoftware

Veröffentlicht am 
5.11.2021
Mercedes

Nächste schlechte Nachricht für Daimler im Diesel-Skandal: ein Hacker hat die Manipulationssoftware in einer Mercedes E-Klasse entschlüsselt und die Erkenntnisse in einem Gutachten zusammengefasst. Daimler stehen nun unangenehme Wochen ins Haus: denn die Beweise für systematische und betrügerische Software-Manipulationen werden immer belastender. Für viele Kunden haben sich die Klageaussichten damit empfindlich verbessert – es ist allerdings fraglich, ob alle von diesen neuen Erkenntnissen profitieren können.

Vielzahl an Abschalteinrichtungen entdeckt

Der bekannte Hacker Felix Domke hat im Software-Code einer Mercedes E-Klasse gleich acht Abschalteinrichtungen identifiziert und deren Funktionsweise minutiös aufgeschlüsselt. Diese Erkenntnisse bringen Daimler im Diesel-Skandal jetzt noch mehr in Erklärungsnot. Gegenüber dem SPIEGEL sagte Domke: „Eine dieser Abschalteinrichtungen ist eigentlich auf der Straße immer aktiviert, wodurch der Wagen praktisch die gesamte Zeit im dreckigen Modus fährt. Mir fiel es schwer, den Wagen überhaupt mal im sauberen Modus zu fahren.“ Das Fahrzeug entspricht also nie der gültigen Abgasnorm.

Daimler mit dem Rücken zur Wand

Daimler behauptet vor Gericht hartnäckig, dass die in Mercedes-Fahrzeugen verwendeten Abschalteinrichtungen legal waren – unter engen Voraussetzungen können solche Abschalteinrichtungen nämlich erlaubt sein, beispielsweise zum Motorschutz. Allerdings entbehrt dieser Standpunkt jeglicher Grundlage, wie die Erkenntnisse von Felix Domke eindrucksvoll beweisen. Vielmehr erhärtet sich dadurch der Verdacht, dass die Fahrzeuge vorsätzlich so manipuliert wurden, um Kosten zu sparen und Profite zu erhöhen. Dies unterstreicht schon allein die Vielzahl der verwendeten Abschalteinrichtungen. Darüber hinaus waren die Fahrzeuge mit einer Prüfstandserkennung ausgestattet, damit sie erkennen konnten, wenn das Fahrzeug gerade im Labor getestet wurde. Und wenn das der Fall war, hat das Fahrzeug in den sauberen Modus geschaltet – während es auf der Straße durchgehend eine Dreckschleuder war. Schon im VW Diesel-Skandal wollte man mit der Manipulation der Motoren die strengen Abgasgrenzwerte umgehen und hat dafür Millionen Kunden und die Zulassungsbehörden zahlreicher Staaten getäuscht. Die katastrophalen Auswirkungen der zusätzlich ausgestoßenen Abgase auf die menschliche Gesundheit und Umwelt haben zu keinem Zeitpunkt eine Rolle gespielt.

Software-Update gleich Schuldeingeständnis

Etwa 15.000 vergleichbare Fahrzeuge hat Daimler bereits auf Anweisung des Kraftfahrt-Bundesamts für ein Software-Update zurückgerufen. Nach den Erkenntnissen von Domke, werden im Rahmen dieses Updates alle acht Abschalteinrichtungen entfernt – die Entfernung aller Abschalteinrichtungen ist jedoch nicht nachvollziehbar, wenn diese nach Auffassung von Daimler doch zum Schutz des Motors notwendig und damit legal sind. Die Entfernung aller Abschalteinrichtungen kommt daher einem Schuldeingeständnis gleich. Betroffenen Kunden ist grundsätzlich zu raten, ein Software-Update erst dann aufspielen zu lassen, wenn die Behörde das Update anordnet. Die von Daimler angebotene, sogenannte „freiwilligen Servicemaßnahme“ ist – wie der Name schon sagt – freiwillig und kann Daimler auch dazu dienen, Beweise unwiederbringlich zu vernichten.

Klageaussichten haben sich weiter verbessert

Für betroffene Kunden haben sich durch die Nachforschungen von Felix Domke die Klageaussichten in einem Verfahren gegen Daimler nochmals erheblich verbessert. Denn für Daimler wird es mit den Erkenntnissen nun immer schwieriger sich gegen den Vorwurf des flächendeckenden, millionenfachen Betrugs zu wehren. Unmittelbar von diesem Gutachten profitieren können – zumindest vorerst – lediglich die Eigentümer von Mercedes Fahrzeugen mit OM642 Motor mit Euro 6 Norm. Trotzdem werden diese Erkenntnisse Signalwirkung für alle bereits anhängigen und künftigen Klagen im Daimler Diesel-Skandal haben. Darüber hinaus dürfte es auch nur eine Frage der Zeit sein, bis weitere neue Erkenntnisse den mit viel Geld mühsam aufrecht erhaltenen Verteidigungswall, endgültig zum Einsturz bringen.

ts

Zur kostenlosen Erstberatung

Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!

*Pflichtfeld

Vielen Dank für Ihre Nachricht!
Das hat nicht geklappt. Bitte überprüfen Sie Ihre Angaben, oder melden Sie sich direkt bei uns.

Zur kostenlosen Erstberatung

Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!

*Pflichtfeld

Vielen Dank für Ihre Nachricht!
Das hat nicht geklappt. Bitte überprüfen Sie Ihre Angaben, oder melden Sie sich direkt bei uns.