Seit dem Jahr 2018 führt Daimler auf Anordnung des Kraftfahrt-Bundesamts Nachrüstungen seiner vom Diesel-Skandal betroffener Fahrzeuge durch. Kunden, welche ein Schreiben mit der Aufforderung erhalten haben, ihr Diesel-Fahrzeug für ein Software-Update in die Werkstatt zu bringen, sollten jedoch unbedingt einige Dinge beachten.
Daimler hat nach Auffassung des Kraftfahrt-Bundesamts hunderttausende seiner Diesel-Fahrzeuge illegal manipuliert. Auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart, zahlreiche Landes- und Oberlandesgericht sowie die mächtige US-Umweltbehörde gehen davon aus, dass Mercedes Diesel-Fahrzeuge Software mit illegalen Abschalteinrichtungen enthalten.
Diese Abschalteinrichtungen sorgen dafür, dass die Fahrzeuge nur im Labor den gesetzlichen Abgas-Grenzwerten entsprechen, während sie im realen Betrieb auf der Straße ein Vielfaches der gesetzlich zulässigen Menge an Emissionen ausstoßen. Auf diese Weise hat man sich, wenn die Vorwürfe des KBA zutreffen, über Jahre hinweg die Typgenehmigung für die Fahrzeuge erschlichen – und damit nicht nur die Typgenehmigungsbehörden, sondern auch seine Kunden betrogen. Nach Aufdeckung der Abgasmanipulationen hat das Kraftfahrt-Bundesamt Rückrufe für die betroffenen Fahrzeuge angeordnet. Denn wenn ein Fahrzeug nicht den gültigen Abgasnormen entspricht, darf es eigentlich auch nicht auf die Straße und muss entsprechend nachgerüstet werden. Im Rahmen dieser Rückrufe soll die Software, welche für die Manipulationen verantwortlich ist, entfernt werden. Mit seinem Widerspruch gegen diese Rückrufe ist Daimler zuletzt gescheitert.
Diese Software-Updates beseitigen nach Angaben von Daimler lediglich die unzulässigen Bestandteile der Motorsteuerungssoftware. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Updates schwere negative Folgen für betroffene Autos haben können. Experten und Kunden berichten von zahlreichen Problemen, welche in der Folge des Updates auftauchen können. Darunter gehören unter anderem ein erhöhter Kraftstoffverbrauch, das Verrußen des Dieselpartikel-Filters, geringere Leistung, klopfende Motorgeräusche, verkürzte Lebensdauer und sogar Motorschäden – ähnliche Folgen wurden bereits im Zusammenhang mit dem VW Diesel-Skandal berichtet. Diese negativen Folgen verwundern tatsächlich nicht: denn wenn ein bloßes Software-Update ausreichen würde, um den Schadstoffausstoß bei gleicher Leistung gesetzeskonform zu halten, wären die Manipulationen überhaupt nicht notwendig gewesen. Daimler übernimmt übrigens keine Garantien für die Folgen des Updates.
Kunden, welche von Daimler oder dem Kraftfahrt-Bundesamt eine Aufforderung für eine sogenannte freiwillige Kundendienstmaßnahme erhalten haben, müssen das Update nicht durchführen lassen. In Anbetracht der möglichen negativen Folgen raten Experten von der Durchführung ab. Bei der freiwilligen Maßnahme steht zudem zu befürchten, dass Daimler durch das Update die ursprünglichen Software-Funktionen verschleiert – und sich später nicht mehr nachweisen lässt, ob und wie Daimler ein geupdatetes Fahrzeug ursprünglich manipuliert hatte. Kunden, welche dagegen ein behördliches Rückrufschreiben erhalten, müssen das Update durchführen lassen – andernfalls droht dem Fahrzeug die Stilllegung, bzw. eine sogenannte Betriebsuntersagung durch die zuständige Zulassungsbehörde.
Betroffene Kunden, die ein Rückrufschreiben oder eine Aufforderung zur freiwilligen Servicemaßnahme erhalten haben, können grundsätzlich Schadensersatz von Daimler fordern. Tausende getäuschte Kunden sind diesen Weg bereits gegangen und täglich werden es mehr. Voraussetzung dafür ist lediglich, dass zum Zeitpunkt des Kaufs eine Rechtsschutzversicherung vorlag – in diesem Falle trägt die Versicherung alle Kosten des Verfahrens und das gesamte Prozessrisiko.
ts